Heute habe ich mich übernommen. Ich hatte geplant, die 100 Kilometer bis an die tschechische Grenze durch zu fahren. In den vergangenen Tagen kamen meine Beine mit den durchschnittlich 80 Kilometern gut klar, also sollten sie es auch mit 100 Kilometern aufnehmen können. Ich irrte.
Am Vormittag fühlt sich noch alles richtig an. Ich fahre früh um 9 Uhr los, um in den kühlen Vormittags-Temperaturen möglichst viele Kilometer zu schaffen. Immerhin sind für den Nachmittag knapp 30°C angesagt. Um 13 Uhr bin ich kurz vor Görlitz. Zwei Drittel der Strecke sind geschafft. Ich fühle mich gut. Der Plan scheint aufzugehen.
Doch noch vor Görlitz fängt meine rechte Wade an zu zwicken und meldet sich alle 100 Meter. Ich nehme Tempo raus. Es hilft nicht. In Görlitz angekommen, muss ich dazu übergehen, zu schieben. Wobei „Schieben“ übertrieben ist. Denn die Wade hat auch was gegen das Schieben. Ich hinke sehr langsam und vorsichtig, denn die Wade droht zu verkrampfen. Das Fahrrad stützt mich. Das muss sehr hilf- und würdelos aussehen. So deute ich zumindest die Blicke der an mir Vorbei-Gehenden.
Auch eine längere Snack- & Wasserpause bringt keine Besserung. Ich muss mir zähneknirschend eingestehen: ich schaffe es nicht aus eigener Kraft bis Zittau.
Da meine Unterkunft bereits gebucht ist, entscheide ich mich, die Bahn nach Zittau zu nehmen. Ich hinke wütend und enttäuscht zum Bahnhof.
Hm, und wo ist jetzt die Moral von der Geschichte? Woran lag denn der plötzliche Leistungsabfall? Ich vermute, ich habe gestern zu viel und zu schwer Verdauliches gegessen. Damit hatte mein Körper noch bis in die Nacht zu tun und es blieb keine Zeit mehr für die Regeneration der Muskeln. Zusammen mit den heißen Temperaturen sorgte das letztlich für einen Streik meiner Muskeln.
Auch wenn ich meine Völlerei heute bändigen konnte, so wird mir morgen wohl wieder das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen. In Zittau sind ganztägig Gewitter und Regen angesagt. Ich entscheide morgen früh, ob ich mich über die Berge traue oder meinen Aufenthalt in Zittau um einen Tag verlängere.
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