Heute mal wieder ein paar Reisegedanken in Stichpunkten:

  • Hostel-Gäste: Nicht dass der Eindruck aufkommt, ich trenne die Hostel-Gästen nur nach Berufsgruppen. Ist die Bandbreite zu groß, versucht man sich halt ein Raster zu basteln. Das ist auch hier der Fall, daher hier ein paar konkrete, besondere Beispiele:
    • Das schon erwähnte südafrikanische Pärchen: er war Soldat in der südafrikanischen Armee, hat bei Kämpfen in Angola einen Bruder verloren; arbeitet jetzt den Großteil des Jahres in Brasilien auf einer Ölplattform, da er in Südafrika keine Anstellung findet. Er sah sich den schwarzen Bewerbern im Nachteil.
    • Ein finnisches Pärchen: er kommt aus Tansania, arbeitet in Finnland für DB Schenker, zuständig für die Logistik von Continental-Reifen. Die beiden haben sich vor zehn Jahren in Namibia kennengelernt und machen hier Urlaub, um die zehn Jahre zu feiern. Sie unterhalten sich nur in Englisch, da sie kein gutes Swahili spricht und er kein gutes Finnisch.
    • Zwei österreichische Anthropologen: sie lebten für fünf Wochen mit dem traditionellen Himba-Volk in deren Dorf, um ihre Gewohnheiten zu studieren. Dabei sehen sich die Himba immer mehr der „neuen Kultur“ ausgesetzt: Das traditionell aufgebaute Dorf und die traditionelle Kleidung werden nur noch benutzt, wenn sie per Handy darüber informiert werden, dass Touristen im Anmarsch sind. Verrückte Welt! Da bestätigt man die Besucher sogar noch in ihren überholten Vorurteilen.
  • Namibianer: Die Namibianer selbst habe ich bisher noch nicht erwähnt. Mein Hostel schirmt sich leider ein wenig von ihnen ab. Andere Hostels sind da etwas offener und lassen die Landsleute abends zum Feiern herein. Dort soll die Diebstahl-Rate allerdings auch deutlich höher sein. Daher habe ich bisher nur wenige Namibianer kennengelernt, hauptsächlich die vielen freundlichen Hostel-Mitarbeiter, z.B. den chauvinistischen, aber immer gut gelaunten „Fahrdienstleiter“, oder die Gastgeberin, die beim Durchgehen der Reservierungen herzlich über den Namen „Christian La Bastard“ lachte. Sehr nette und herzliche Menschen.
  • Rassismus: Für mich als sensibilisierten Europäer ist es erschreckend, wie allgegenwärtig der Rassismus ist – sowohl in Namibia als auch Südafrika. Das südafrikanische Pärchen trennt ganz selbstverständlich nach Buren (weißen Südafrikanern), Colored und Black People, und schiebt letztere beide in die kriminelle Ecke. Aber auch ich spüre von vielen starkpigmentierten Mitbürgern (war das politisch korrekt?) in den Straßen Windhoeks gewisse Ressentiments. Ich weiß noch nicht genau, ob ich es bedrohlich finden soll, wenn ich auf eine Bürgersteigseite gedrängt werde, ich mit „Hello, Meister“ oder „Smoke boy“ angesprochen werde, oder sich im Laden jemand mit dem Wort „Schuldigung“ und einem starren Blick an mir vorbeischiebt. Was ich jedoch erkenne: Die Unabhängigkeit des Landes und die besiegte Apartheit gibt der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung Stolz, die weiße Minderheit sieht sich eher bedroht. Diese Trennung wird dadurch befeuert, dass die Vermögensverhältnisse sich nur schwerfällig der verfassungsgegebenen Gleichheit der Menschen anpassen. Viele weiße besitzen Farmen oder Geschäfte, viele Schwarze leben arbeitslos in Town Ships. Die Hautfarbe ist daher immer noch wichtiges Unterscheidungsmerkmal und Grundlage für Vorurteile und Grüppchenbildung.
  • Sprache: Namibia ist vielsprachig! Ich bin immer wieder fasziniert, wie man die ganzen Sprachen unter einen Hut bekommt. Neben traditionellen Sprachen werden noch Afrikaans, Deutsch und die offizielle Amtssprache Englisch gesprochen. Jeder spricht meist zwei Sprachen. Da sollten wir uns in Deutschland glücklich schätzen, uns nur mit Dialekten herumschlagen zu müssen.
  • Zeitzone: Ab heute ist Sommerzeit! Juhu! – West African Summer Time (WAST) = MESZ

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