Tag 2 des Tempel-Marathons: Gestern habe ich mich auf die östlich gelegenen Tempel konzentriert, heute sind die südlichen dran:
Begonnen habe ich mit dem Shoren-in Tempel, der „gleich um die Ecke“ liegt und keine der Hauptattraktion Kyotos ist. Daher habe ich am frühen Morgen (10 Uhr) noch nicht viel erwartet, wurde aber enorm überrascht:
Der Tempel ist mit seinen offen gestalteten Gebäuden und dem kleinen Garten mit plätscherndem Wasserfall einer der friedlichsten Plätze, die ich je erlebt habe. Zu morgentlicher Stunde war die Terrasse noch nicht von Besuchern überlaufen. So konnte ich in aller Ruhe die Aussicht auf den Garten genießen. Auch wenn es kaum gelingen wird, versuche ich diesen Genuss durch ein Mehr an Fotos zu transportieren:
Ich wusste, an diesem Tag konnte es kaum mehr schöner werden. Damit behielt ich auch Recht, denn der zweite Tempel auf meinem Tagesplan, der Kiyomizudera Tempel, war zwar am Berghang gelegen (vielversprechend zum Fotografieren), aber er war gleichzeitig auch Touristenmagnet und Baustelle. Das gefiel mir und meiner Kamera gar nicht:
Vom dritten Tempel hätte ich sehr gerne mehr Fotos gemacht. Das wirklich beeindruckende befand sich in dem langgezogenen Hauptgebäude des Sanjusangen-do Tempel:
Hier waren hunderte mannshohe, sehr detailiert gearbeitete Götterstatuen aufgestellt. Nur leider war das Fotografieren im Gebäude strikt untersagt. Schade, schade. So kann ich euch nur schwer einen Eindruck vermitteln 🙁
Aber zur Entschädigung gibt es noch ein paar kleine Anekdoten:
Die Tempel wurden auch von vielen Grundschülern besucht – wie man auf einigen Fotos an den gelben Kappen bemerken kann. Nebst dem Erwerb kultureller Erkenntnisse haben sie zusätzlich den Auftrag Touristen anzusprechen, um ihr Englisch „auszuprobieren“. Das hab ich beim ersten Kind noch nicht gerafft. Ich dachte erst, die Kleine will mir Kekse oder eine Versicherung andrehen, und hab sie abgewimmelt. Als fünf Minuten später die nächste 6-Jährige zu mir hinaufschaute und total verschüchtert „Hello“ flüsterte, wollte ich mir doch erst mal anhören, welche Versicherungen sie denn zu bieten hat.
Es war putzig mitanzuschauen, wie sie ihre einstudierten englischen Sätze aufsagte, ohne auf meine Antwort einzugehen: „I am Yakazumi. What is your name?“, „I am from Kyoto. Where are you from?“. Wusste die Kleine in ihrem vorgegebenen Ablauf mal nicht weiter, bekam sie ein Stichwort von den drei hinter ihr postierten Schulkameradinnen. Zum Abschluss durfte ich auf einer Weltkarte noch Neubrandenburg ankreuzen und meine Unterschrift drunter setzen. Zur Belohnung gab’s auch was Selbstgemaltes:
Wie ihr seht, hat mich noch ein zweites Kind befragt – nach demselben Vorgehen. Ich habe schon überlegt, ob ich mir ein Sammelalbum für die schön gemalten Buchstaben anlege 🙂
Japanern ist anscheinend wichtig, dass ihr Essen vor ihren Augen zubereitet wird. Wie auch die vielen TV-Kochshows in Deutschland belegen, ist die Faszination am Kochen anscheinend nicht nur auf Japan beschränkt. Für mich als dürftig Kochenden ist das öffentliche Zubereiten ebenfalls faszinierend. Aufgrunddessen bin ich auch an einer Imbissbude hängen geblieben, wo Käsebällchen gebrutzelt wurden. Mein Hunger brachte mich schnell dazu, 6 dieser Käsebällchen zu bestellen. Aber vielleicht hätte ich noch ein wenig länger bei der Zubereitung zuschauen sollen.
Denn als ich genüsslich in das erste Käsebällchen biss, spürte ich eine vertraute, gummiartige Zutat. Nebst Käse und einigen Stückchen Gemüse war ich auch diesmal wieder auf Tintenfisch gestoßen. Wie ich später herausfand, heißen die Bällchen Takoyaki, Tako für Tintenfisch, Yaki für braten. Tja, ich ergab mich meinem selbst auferlegten Schicksal und aß die 6 Käsebällchen.
Zum Schluss noch zwei Fotos, die nebenbei angefallen sind:
1 Kommentar
Tag 21: Lopé | rori's Blog · 29. Januar 2017 um 21:15
[…] mit der Natur und mit mir selbst zu sein. Zwei dieser friedvollen, wunderschönen Orte habe ich in Kyoto und Hawaii auf meiner ersten Weltumrundung gefunden. Ich bin froh, einen weiteren hinzufügen zu […]