Da ich in Hiroshima eine japanische Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg gesehen habe, wollte ich nun auch eine US-amerikanische Sicht erleben. Auf Hawaii bietet sich das World War II Memorial in Pearl Harbor an.

Man konzentrierte sich hier eher auf die Gründe für den Kriegseintritt der USA – wie nicht anders zu erwarten. Ausgiebig wurden Expansionspläne, Spionage-Aktivitäten und technische Ausrüstung Japans geschildert. Letztlich war es aber weniger vorwurfsvoll und patriotisch dargestellt, als ich im Vorhinein annahm. Ein kurzes Geschichtsnachschul-Filmchen im Hollywood-Stil gab es vor dem Herüberschippern zur gesunkenen USS Arizona aber trotzdem. Insgesamt war der Besuch aber eher ernüchternd. Bis auf ein paar wenige Ausstellungsstücke und Info-Tafeln gibt es nicht viel zu sehen:

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USA – Land der unbegrenzten Möglichkeiten … und gleichzeitig Millionen von Einschränkungen. Überall finden sich Schilder und Zettel mit Verboten und rechtlichen Belehrungen. Von der „großen Freiheit“ spüre ich bisher nichts, bin eher darauf fixiert, nicht gegen die Verbote zu verstoßen. Vielleicht denke ich noch zu europäisch. Im Zusammenhang mit dem TTIP-Abkommen hat mal jemand die unterschiedlichen Gesetzeslagen wie folgt erklärt: In Deutschland müssen Hersteller die Einhaltung der Gesetze nachweisen, in den USA muss man ihnen die Nicht-Einhaltung nachweisen. Vielleicht ist diese verschiedene Haltung schon der Grundpfeiler des amerikanischen Freiheitsverständnisses.

In den letzten Tagen habe ich jedoch gemerkt: Zu-Fuß-Gehen und Busfahren gehört wohl nicht zur großen Freiheit. Zumindest wird man schief angeguckt, wenn man an einer Bushaltestelle wartet oder zu Fuß die Straße entlang geht. Ein Auto gehört wohl einfach dazu – am besten natürlich ein möglichst großes, spritfressendes, dröhnend blubberndes Fahrzeug, möglichst ein Geländewagen. Und damit meine ich nicht die kleinen niedlichen Geländewägelchen, die in der deutschen Autolandschaft immer mehr an irrationalem Zuspruch gewinnen. Ich meine halbe Monster-Trucks, die man fast nur noch mit Leiter oder Enterhaken betreten kann. Hier auf Hawaii findet man sie in Hülle und Fülle.

Ein Ziel meiner Reise ist ja, mein Gastland – bzw. seine Insassen – besser zu verstehen. Also habe ich einfach mal einen Selbstversuch unternommen. Nein, ich habe mir keinen Monster-Truck gekauft. Aber ich habe mir einen Ford Mustang für meine letzten anderthalb Tage auf Hawaii gemietet. Darf ich vorstellen, Stacy:

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Auch wenn ich auf dem kleinen Hawaii nicht das Freiheitsgefühl einer Route 66 mit seiner weiten Prärie verspüren kann, so nahm ich mir vor, morgen die Hauptinsel einmal zu umfahren … richtigerweise müsste es eigentlich „zu infahren“ heißen, da das Auto ja trocken bleiben soll? … na ihr wisst jedenfalls, was ich meine.

Heute nachmittag wollte ich erstmal schauen, wie Stacy und ich miteinander klar kommen. Denn immerhin muss ich mich nach langer Abstinenz wieder ans Autofahren gewöhnen, zudem sind für mich neu die Automatik-Schaltung und die Verkehrsregeln der USA. Nachdem ich Stacy die scharfe Bremse zugestandt, haben wir beide uns schnell aneinander gewöhnt und gleich mal eine Tour entlang der Diamond Head Road gemacht …

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… und haben den Stau Honolulus genossen … für drei Stunden …

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Dadurch habe ich leider auch Halloween verpasst. Gegen Abend habe ich nur noch ein paar kleine Prinzessinnen, Darth Vaders und Supermänner im Pizza Hut gesehen. Ach, und unterwegs sind mir drei Motorradfahrer aufgefallen, einer verkleidet als Affe (der muss ziemlich geschwitzt haben in seinem Vollkörper-Kostüm), einer als Hexe und einer als Biker (wie einfallsreich 🙂 ).

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Kategorien:  🌎 Runde 1USA

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