Ich bin zunehmend gelangweilt vom Sightseeing. Leider ist New York der perfekte Ort für Sightseeing: Ich bin heute begeisterungslos die Wallstreet entlang gegangen, habe fassungslos die Touristen-Fotowarteschlange vor dem Wallstreet-Bullen beobachtet und mich genervt am Battery Park durch die Touristen und Touristen-Fänger geschlagen. Ich wollte ursprünglich zur Freiheitsstatue und nach Ellis Island rausfahren, habe das Unterfangen aber aus Lustlosigkeit aufgegeben.
Versteht mich nicht falsch: Ich bin nicht reisemüde. Zumindest bin ich nicht müde, andere Länder und Kulturen kennen zu lernen. Mich nervt und langweilt nur dieser Sightseeing-Tourismus. Die Freiheitsstatue sehe ich im deutschen Fernsehen fast täglich. Mich dort nebst hunderten Touristen hinzubegeben und ein Foto zu schießen (ob ge-selfie-t oder nicht), gibt mir wenig. Für mich ist viel interessanter, zu begreifen, welche Gefühle und Erinnerungen die Menschen mit diesem Klotz aus Metall verbanden und immer noch verbinden. Mich interessiert, wie die Menschen hier in New York denken und leben, und durch welche Einflüsse sich dieses Denken und Leben mit der Zeit entwickelt hat.
Natürlich mag ich auch gerne Fotos machen – wie das Blog ja zahlreich belegt. Genau wie wohl alle Touristen, mache ich Fotos, um mir einen Moment besser in Erinnerung zu halten. Ich finde es nur sehr schade, wenn diese Erinnerung lediglich ein „Ich war da. Das Wetter war schlecht, das Essen auch.“ umfasst. Ich hatte im Zug nach Washington eine Diskussion von 4 pensionierten Lehrerinnen mit anhören dürfen. Eine der Damen sprach über ihre Reise nach Hawaii. Ihre Reiseerlebnisse fasste sie sehr ausgiebig mit „Hawaii war toll.“ zusammen. Danach diskutierten die Damen geschlagene 20 Minuten, wie und wo man denn den günstigsten Flug nach Hawaii herbekommt. Ich war ziemlich genervt, auch vom energisch-lauten Charakter der Diskussion. Ich verkniff mir jedoch ein „Wenn Sie sparen wollen, bleiben Sie doch zu Hause!“.
Reisen ist für mich ein Lernen und Erfahren, kein Sehenswürdigkeiten-Abfotografieren und Am-Pool-Liegen.
Ich habe meinen Downtown-Rundgang am Hafen Manhattans fortgesetzt und habe letztlich die Brooklyn Bridge erreicht und fotografiert …
… Ich war da. 😉
Am Abend habe ich noch etwas Kultur genossen … Sportkultur: ich habe mir ein Football-Spiel angeschaut, New York Jets vs. Miami Dolphins 🙂
Ich muss meine Aussage zur US-Fankultur leicht korrigieren: bei diesem Spiel habe ich viele mitfiebernde, anfeuernde Fans und eine sehr gute Stimmung erlebt! Blöd nur, dass ich nicht wirklich mitfiebern konnte. Die Regeln des American Footballs kenne ich nur dürftig 🙂
Das MetLife Stadium in New Jersey – Austragungsort des vergangenen Super-Bowls – war trotz des kalten und leicht verschneiten Wetters sehr gut besucht.
Ich hatte mich zwar dick verpackt, war am Ende aber doch ziemlich durchgefroren. Das Erlebnis war es jedoch wert. Und mit den Football-Regeln bin ich nun ein wenig vertrauter 🙂
Noch ein paar Notizen:
- Ich glaube zu wissen, warum die US-Amerikaner nicht so große Probleme mit den in Deutschland viel diskutierten „Chlorhähnchen“ haben: Bereits das Leitungswasser ist in den USA sehr stark mit Chlor versetzt. Das merkt man vor allem, wenn man das kostenlose Wasser in Restaurants „genießt“. Anscheinend haben sich die Leute an den Chlor-Geschmack gewöhnt, sehen darin wohl auch eine Art Reinlichkeit. Ich finde es sehr unangenehm. Das Wasser lasse ich meist links liegen/stehen. In manchen Restaurants geht es jedoch noch schlimmer: Dort sind sogar Cola und Apfelsaft mit Chlor versetzt. Das schmeckt dann wirklich ekelhaft – zumal ich dafür auch noch bezahle.
- Anfangs freute ich mich ja über den großen Hostel-Komplex. Leider finden die vielen Leute nicht wirklich zusammen. Es gibt zwar einige, die sich in den Gemeinschaftsräumen einfinden, aber meist sitzen dann 20 Leute nebeneinander vor ihren Handys oder Computern. Die Atmosphäre ist recht kühl – New York-typisch eben. Schade.
- Ich war wieder essen im Broadway Restaurant. Die Kellnerin hat sich sofort an mich erinnert, auch an meine Vorliebe für Heiße Schokolade mit Schlagsahne 🙂
Und noch ein kleines, einfaches Quiz: Zu welchem Film gehört dieses Gebäude?
3 Kommentare
mare · 9. Dezember 2014 um 8:59
Who ya gonna call? GHOSTBUSTERS!!
ali · 10. Dezember 2014 um 15:32
Ich verstehe gar nicht, wieso du die Football-Regeln nicht (mehr) kennst. Du warst es doch schließlich, der uns auf das ultimative Lernvideo aufmerksam gemacht hat 😉
rori · 10. Dezember 2014 um 17:38
Ich hätte mir das Video wohl vorher nochmal anschauen sollen 🙂
Extra für dich habe ich übrigens dieses tolle Cheerleader-Foto in den Artikel aufgenommen. Die Mädels haben das ganze Spiel über durchgetanzt (während der Spielzeit natürlich am Spielfeldrand) … aber vielleicht war ihnen auch nur kalt.