In Lopé habe ich gar nicht viel mitbekommen vom Geschehen auf der Welt, so ganz ohne Internet … Das hole ich jetzt nach. Dabei stelle ich fest: 5 Tage alte Nachrichten wirken reichlich unwichtig. Vor 5 Tagen hätte ich das wohl noch anders empfunden.
Auch von der Afrikameisterschaft habe ich nicht viel mitbekommen. Heute steht für Gabun bereits das letzte Gruppenspiel an, gegen Kamerun. Ursprünglich wollte ich ins Stadion. Die Dame am Verkaufsschalter lachte mich vor 5 Tagen aus. Tickets für Kamerun vs. Gabun gibt es nicht mehr. Muss ein beliebtes Spiel sein. Und mir fiel bereits einige Male auf, dass in Gabun viel Fan-Solidarität zum Nachbarland besteht.
Mittlerweile ist mir das Ticket gar nicht mehr wichtig. Stadion-Atmosphäre hatte ich ja bereits. Inmitten der Fans in einer Bar zu feiern, reizt mich viel mehr.
Ich laufe ohne Ziel kurz vor Spielbeginn in Richtung Zentrum. Irgendwo wird schon eine Bar einen Fernseher laufen haben. Ich finde jedoch nur kleine Feiergesellschaften:
- eine Tankstelle, an der die Mitarbeiter auf einen kleinen Röhrenfernseher starren
- ein Wohnhaus, wo vier Leute ihr Wohnzimmer nach draußen verlegt haben
- ein Restaurant mit einem ausreichend großen Fernseher, aber einer kleinen Feiergemeinde – nur der Besitzer
- ein einsamer Mann an der Straße, der das Spiel über Handy hört
Nach 3 Kilometern Suchen, das Spiel läuft seit 15 Minuten, bin ich ein wenig enttäuscht über die geringe Auswahl. Dann höre ich, wie das Echo eines Sportkommentars durch die Straßen hallt. Ich folge dem Geräusch.
Am Strand findet ein Public Viewing statt. Ca. 200 Leute schauen sich das Spiel auf einer Leinwand an.
Eine euphorische Party erlebe ich jedoch nicht. Es stellt sich im Publikum wenig Begeisterung ein. Viele Gabuner stehen der Austragung der Afrika-Meisterschaft kritisch gegenüber.
Gabun hat aufgrund des geringen Ölpreises wirtschaftliche Probleme (Arbeitslosenquote von 30%) wie auch soziale (ein bröckelndes Schul- und Gesundheitswesen). Auch politisch steht es nicht zum Besten: die knappe und unregelmäßige Wiederwahl des autoritären Präsidenten im August 2016 endete mit der Niederschlagung der Proteste und insgesamt 6 Toten.
Da bezweifeln viele Gabuner, dass dies der passende Zeitpunkt für eine teure Afrikameisterschaft ist. Der Präsident sieht darin jedoch eine Möglichkeit, sich zu profilieren. Aus Angst vor Protesten sind in der Stadt Militär und Polizei sehr präsent.
In der Halbzeitpause suchen sich die Leute eine andere Sportart:
Das Spiel endet 0:0 … das Fußballspiel, nicht das Dame-Spiel. Gabun hat stark gespielt. 3 Unentschieden reichen jedoch nicht zum Bestehen der Gruppenphase. Die Enttäuschung der Fans ist zu spüren. Die Menge löst sich schnell auf.
Enttäuscht von der fehlenden Fußballbegeisterung gehe ich zu meinem Hotel zurück.
0 Kommentare