Lassen wir die Kirschblüten eine Weile blühen. Die volle Pracht wird in circa 10 Tagen zu erleben sein. Daher vertreibe ich mir die Zeit in einem Ort, der noch nichts mit Kirschblüten am Hut hat: Nagoya.
Nagoya liegt „südmittig“ auf der Hauptinsel Honshu und ist bekannt für … hmm, eigentlich nichts. Und was mache ich dann hier? Nagoya ist ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Tokio. Hier gibt es ein paar nette Museen zu bestaunen und eben das typisch japanische Stadtleben.
Kaum bin ich angekommen, schon flüchte ich wieder. Aber nur für einen Tag. Mein Winter fiel in diesem Jahr warm aus – bis 38° warm. Schnee habe ich in diesem Jahr noch keinen zu Gesicht bekommen. Daher begebe ich mich heute auf einen Ausflug ins noch verschneite Gokayama-Gebirge, zum UNESCO-Weltkulturerbe Shirakawa-go.
Drei Stunden nördlich von Nagoya, zwischen die Berge gequetscht, besticht das kleine Dorf Shirakawa-go durch seine vielen Holzhäuser, erbaut und gepflegt im traditionellen Stil.
Im Dorf taut es. Entlang der Straßen und Fußwege rinnen kleine Bäche.
Ich genieße das idyllische, wenn auch mit Touristen gefüllte Shirakawa-go und tanke meine Lungen mit frühlingshaft frischer Bergluft auf. Ich werde sie brauchen in der Großstadt-Hektik der nächsten Tage.
Abends zurück in Nagoya muss ich feststellen: Ich habe ein Händchen für Hotels. Mein Hotel wird umringt von Clubs mit den klangvollen Namen Naty Club, Joy Club und Club Forever. Vor den Clubs lauern „Angestellte“, die mir viele schöne Frauen versprechen oder für 25€ so viel Alkohol wie ich in 30 Minuten trinken kann. Bis spät in die Nacht unterbreiten sie Vorbeilaufenden dieses Angebot. Kurzum: Ich bin im Amüsierviertel von Nagoya gelandet. Samt Sex-Shop gegenüber dem Hotel.
Mein Hotel rechnet glücklicherweise tages- statt stundenweise ab. Es lockt jedoch einige tagsüber beanzugte Japaner an, die nachts im Bademantel mit liebestollem und alkoholgetrübtem Blick über den Flur schleichen und an der falschen Tür klopfen – nämlich an meiner!
Immerhin ist tagsüber von derartigem Treiben nichts zu bemerken. Denn das Viertel beherbergt auch eine Vielzahl an netten kleinen Restaurants, Cafés und teuren Boutiquen. Eben ein ganz normales Viertel in einer ganz normalen japanischen Stadt:
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