Heute flüchtete ich vom langweiligen Osaka ins (hoffentlich) interessante Himeji. Für einen Tagesausflug ist Himeji hervorragend geeignet: Es liegt eine knappe Bahnstunde entfernt. Die Stadt ist vor allem bekannt für ihre Burg, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde.
Zuerst habe ich mich jedoch an den Stadtrand zum Berg Shosha begeben. Auf ihm befindet sich die weniger bekannte Tempelanlage Engyoji. Sie hat mein Interesse geweckt, da ein paar der Szenen des Films „Last Samurai“ dort gedreht wurde.
Ich habe den Berg mit der Seilbahn „erklommen“. Die Tempelanlage verteilt sich über den Berg. Ein wenig Wandern durch Fels- und Waldlandschaft gehört also dazu. Aber das Wandern machte das Erforschen der Anlage interessanter. Noch „interessanter“ wird es, da die Hinweisschilder in japanischer Sprache gehalten sind. Da kann man sich schon mal verlaufen – auf einem Berg. Ausländische Touristen finden sich dort nur wenige. Die meisten Besucher sind japanische Wanderer. Auch deswegen gefiel mir die Anlage sehr gut.
… Die Technik schreitet voran: Bei der Errichtung der Tempelanlagen vor 1000 Jahren waren die WLAN-Router noch hausgroß:
Die Gebäude dürfen nicht mit Schuhen betreten werden … das gilt auch für Schulklassen:
Am Nachmittag erreichte ich die Burg Himeji. Ich begann meine Tour in der wunderschönen Gartenanlage der Burg, dem Koko-en Garten. Dort traf ich einen ca. 65-Jährigen US-Amerikaner – bzw. er sprach mich an, mit einer sehr offenen und humorvollen Art. Mir fielen zwei Dinge an ihm auf: 1. er sprach auffällig sauberes Englisch, 2. jeder Angestellte der Gärten begrüßte ihn mit einem Lächeln. Ich war reichlich irritiert, denn die umgehängte Kamera deutete darauf hin, dass er Tourist war.
Es stellte sich jedoch heraus, dass er hier in Himeji schon seit 26 Jahren lebt und Englisch unterrichtet. Er kommt wöchentlich in die wunderschönen Gärten, um sie aus verschiedenen Perspektiven und in den verschiedenen Jahreszeiten zu fotografieren. Er kennt hier fast jeden Angestellten mit Namen, hat sogar schon einige Schilder ins Englische übersetzt. Einen besseren Tour-Guide hätte ich gar nicht haben können. Er zeigte mir seine liebsten Ecken, wir sprachen und scherzten über japanische, US-amerikanische und deutsche Kultur. Das war die angenehmste Garten-Tour, die ich bisher mitgemacht habe 🙂
… Bilderrätsel: Finde die 8 Unterschiede zwischen den folgenden zwei Bildern:
Die zweite Attraktion der Burg Himeji ist die Burg selbst. Hier habe ich abermals ein Nur-Japan-Phänomen erlebt: Mich sprach ein älterer Japaner an, der als freiwilliger Tour-Guide englischsprachig durch die Burg führt. Das erlebt man an vielen japanischen Sehenswürdigkeiten, insbesondere den historischen.
Aufgrund der späten Stunde war ich sein einziger Zuhörer, aber das tat seiner Begeisterung keinen Abbruch. Ich muss dazu sagen, dass er kein sonderlich gutes Englisch sprach. Ich hatte arg zu tun mitzukommen. Aber mir reichte schon (und ihm wahrscheinlich auch), dass sich seine Begeisterung für die Burg auf mich übertrug. Ich mag es, wenn Menschen ihre Begeisterung teilen.
Für meinen letzten Abend in Japan ließ ich mir noch einen ganz besonderen Leckerbissen übrig: Ich probierte das berühmte Kobe-Fleisch – natürlich stilecht in Kobe. Kobe-Fleisch zeichnet sich ja dadurch aus, dass es von äußerst glücklichen, handmassierten und biertrinkenen Kühen stammt – oder so ähnlich. Die besondere Behandlung der Tiere macht das Fleisch äußerst zart und lecker. Und das kann ich nur bestätigen: Es ist das zarteste Fleisch, das ich je gegessen habe. Ein echter Genuss.
Nach dieser Delikatesse werde ich wohl kein Vegetarier mehr werden, auch wenn ich mir diesen Genuss nicht allzu oft leisten kann. Die zwei 120g leichten Fleischstücke (ich bestellte ein Sirloin und ein Filet) kosteten mit allem Drum & Dran 24.740 Yen. Ihr dürft selber ausrechnen, wieviele Tagesgehälter das sind 🙂
Dieser Tag war ein perfekter Tag … außerhalb von Osaka.
2 Kommentare
lede65 · 29. Oktober 2014 um 16:49
Alter Vatter! Für das Geld sollte die Kuh DICH handmassieren und Dir ’n Bier holen! 😀
rori · 30. Oktober 2014 um 10:55
Die Kuh hat meinen Gaumen massiert. Das genügt mir schon 🙂