Québec liegt in Québec, genauso wie Brandenburg in Brandenburg liegt. Um Missverständnissen vorzubeugen fügen wir der Stadt Brandenburg meist das „an der Havel“ an. Solch ein auffälliges Unterscheidungsmerkmal gönnt man den beiden Québecs nicht. Provinz und Stadt werden auf Schildern und Karten nur als „Québec“ geführt. Lediglich im Sprachgebrauch unterscheidet sich ein Besuch „au Quebec“ (Provinz) vom Besuch „à Quebec“ (Stadt). Die Englischsprachler nennen die Stadt Quebec City. Dieser Pragmatismus missfällt den Frankokanadiern jedoch.
War Montréal noch französisch angehaucht, so liegt Québec scheinbar mitten in Frankreich. Auf der Straße vernehme ich ausschließlich französische Gespräche. Architektur, Straßenführung und Geschäfte erinnern mehr an eine europäische Altstadt als an eine amerikanische Großstadt. Zum Frühstück gibt es Baguettes und Madeleines.
Das oft fotografierte Château Frontenac:
Mein Französisch ist noch nicht wiedergenesen. Gestern am Busbahnhof in Montréal erkundigte sich eine Frau auf Französisch bei mir, ob wir vor dem Bus nach Québec stehen. Als ich aus Unsicherheit auf Englisch antwortete, wandte sie sich ab und fragte jemand anderes.
Frankokanadier sind sehr stolz auf ihre französische Identität. Manch einer verweigert daher das Englischsprechen oder hat es gar nie gelernt. Viele Québecer fühlen sich in ihrer Kultur von den Englischsprachlern aus West und Süd bedroht, z.T. gar als Minderheit diskriminiert.
Ich habe Respekt davor, traue mich kaum, in Geschäften Englisch zu sprechen, obwohl es mir als Tourist meist nachgesehen wird.
Bei 4°C und eisigem Wind bin ich nach meiner Sightseeing-Tour reichlich durchgefroren. Da hilft nur heiße Schokolade – eine, die ihrem Namen gerecht wird! Der Spezialitätenladen „Chocolato“ fertigt das Getränk aus echter, eigenproduzierter Schokolade. Ich habe die Wahl aus ganzen 20 Sorten: Milchschokolade, Karamell, Ahorn, Keks, bitter, sehr bitter, unerträglich bitter… Ich als Fan heißer Schokolade bin begeistert! Leider habe ich nur 2 Tage Zeit. Da schaffe ich nicht alle 20 Sorten 🙁
Apropos besondere Genüsse: Am Abend genehmige ich mir Kanadas Nationalspeise Poutine. Der Mix aus Pommes, Bratensoße, dickem Käse und vielerlei zerkleinertem Fleisch liegt äußerst schwer im Magen, besonders wenn man als Vorspeise unbedarft Quesadillas gegessen hat 🙂
Eine Nachspeise passt dann aber doch noch rein. Boah, bin ich voll!
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