Die Sonnenstrahlen wecken mich. Ich öffne die Tür des Bungalows:

Wow! Welch eine traumhafte Aussicht auf den Fluss Ogooué und die bergige, grüne Landschaft des Nationalparks.

Beim Frühstück lerne ich das Pärchen ein wenig kennen, das nachts mit mir den Bahnhof besichtigte. Martine und Eric sind Mitte 40, sehr aufgeschlossen, quirlig und reisebegeistert. Sie reisen für zwei Wochen durch Gabun und besichtigen viele der Nationalparks. Wir fanden schnell ein gemeinsames Thema: die Probleme bei der Reise-Organisation in Gabun.

Die Beiden stammen aus Montréal, also dem französischsprachigen Teil Kanadas. Sie sprechen jedoch auch Englisch, zumindest mit mir. Gegenüber den Angestellten Emar (der Mahlzeiten-Manager) & Rémy (der Tour-Guide) bleiben sie meist bei Französisch. Eric erzählt uns allen freudig erregt eine Geschichte über seine Reise nach Kenia. Er endet mit „… parce que je suis le président de Canada!“ Alle lachen … fast alle.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass wir Drei die einzigen Gäste im Hotel sind? Und die anderen Beiden haben für die kommenden Tage bereits mehrtägige Safari-Touren geplant. Dann bin ich hier ganz allein. Sehr gut, so muss ich mir den Platz am Pool nicht reservieren 😉

Ist man erst mal im Hotel Lopé angekommen, ist auch die Planung von Safaris und Wanderungen einfach. Am Nachmittag geht’s gleich auf eine Safari durch die Savanne. Wir springen in einen 4×4-Jeep mit Safari-Sitzbänken.

Der Guide erklärt uns, dass der Nationalpark seit 1945 besteht und von der UNESCO geschützt ist. Es gibt zwei Arten der Vegetation:

  • Im Norden herrscht hauptsächlich Savanne, gepaart mit einigen Regenwäldern. Die Savanne wird teils sogar niedergebrannt, damit der Regenwald sich dort nicht ausbreitet. Merkwürdiges Verständnis von Nationalpark.
  • Im Süden gibt es ausschließlich dichten Regenwald.

Wir befinden uns im Norden des Parks, der z.T. für den Tourismus geöffnet ist. Die „Straßen“ im Park sind sehr anspruchsvoll: große Steine, große Wasserpfützen, großzügig ausgespülte Fahrrinnen, viele Unebenheiten. Auf den Safari-Bänken des Fahrzeugs werden wir ordentlich durchgeschüttelt und von Zweigen bedrängt.

Anfangs erklärt der Guide noch auf Französisch und Englisch. Dann bleibt er immer mehr beim Französischen. Ich sehe es als gute Herausforderung, um mein Verstehen zu üben. Seine Aussprache und die der Kanadier ist sehr deutlich. Die Wörter bekomme ich zum großen Teil an der richtigen Stelle geschnitten, habe nur ihre Übersetzung häufig nicht parat. Aber immerhin ein Fortschritt zu Senegal.

Wie sieht der Guide nur all die Tiere? Wir sitzen im Auto. Rémy guckt kurz raus und sagt dem Fahrer, er möge doch halten. „Dort hinten im 700m entfernten Baum, auf dem linken Zweig, kurz vor der Abfahrt Bochum, hinter den Blättern sitzt ein Affe.“ Wie macht er das? Mit bloßem Auge erkenne ich gerade mal einen schwarzen Punkt, sofern ich den Punkt überhaupt finde. Rémy muss hier wohl jeden Baum kennen.

Blöd ist nur: Das Fotografieren auf solche Entfernungen ist selbst mit Tele-Objektiv eine Herausforderung. Aus näherer Entfernung haben wir lediglich ein paar Büffel gesehen:

Nach 3 Stunden Safari bin ich erschöpft. Der Guide bemerkt meine Erschöpfung. Ich erkläre ihm, dass mich nicht die Safari, sondern das Französisch-Übersetzen erschöpft. Er soll aber ruhig weitermachen, denn letztlich will ich ja üben.

Am Abend essen wir lecker, aber teuer. Frühstück ist im Hotelpreis inbegriffen, jede weitere Mahlzeit kostet 35€. Da verkneift man sich schon mal das Mittag.

Die Kanadier und ich lassen den Abend ausklingen. Wir tauschen uns aus über

  • Reise-Erfahrungen: Sie reisen viel, insbesondere nach Asien. Meist reisen sie selbstorganisiert, haben daher so einige Geschichten über dreckige Zimmer, Kakerlaken und natürlich schöne Orte und Begegnungen zu erzählen.
  • Eishockey: Sie sind Montréal Canadiens-Fans, Erzfeinde meiner Detroit Red Wings. Wir nehmen es mit Humor. Das war eine sehr spaßige Stichelei.

Ein Tag „inmitten“ des Regenwalds geht zu Ende. Es ist ein tolles Gefühl, allein irgendwo im Nichts zu sein … obwohl das Gefühl täuscht. Das Hotel liegt nahe dem namensgebenden Dörfchen Lopé. Deren 600 Einwohner und auch die Menschen im Hotel blendet mein Gefühl vollends aus. Aber manchmal braucht der Kopf seine eigene Welt, um sich wohl zu fühlen 🙂

Kategorien:  🌎 Runde 2Gabun

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