Heute geht’s weiter nach Japan, genauer gesagt Hiroshima. Daher noch ein kurzes Südkorea-Fazit:

  • Busan gefiel mir sehr. Seoul fand ich eher langweilig großstädtisch. Die DMZ-Tour war jedoch interessant.
  • Überrascht hat mich der allgegenwärtige Südkorea-Patriotismus. Die Südkoreaner sind sehr stolz auf ihre eigene Identität, von eigenen Sport-Ligen oder -Persönlichkeiten, über Technik bis hin zur Armee. Und trotzdem bemüht man sich um einen Schulterschluss zu Nordkorea. Ich empfinde diesen Spagat zwischen südkoreanischer und gesamtkoreanischer Identität als äußerst schizophren. Diese extrem zwiegespaltene Haltung zu Nordkorea scheint hier aber normal.
  • Südkorea ist den USA immer noch sehr verbunden. Ob es die vielen GIs auf der Straße oder aber die patriotisch-kitschigen US-Filme im Fernsehen sind. Auch das macht diesen Spagat für mich noch schwieriger.
  • Ich hasse K-Pop. An dieser Retorten-Musik von gecasteten, hochgestylten, über-choreografierten „Sänger-Darstellern“ hätte Dieter Bohlen wohl seine helle Freude. Die Südkoreaner finden’s jedenfalls toll. K-Pop-Bands werden wie am Fließband produziert.
  • Schönheit ist den Südkoreanern – und vor allem den Südkoreanerinnen – sehr wichtig. Klamottenläden, Beauty Shops und Schönheitschirurgen findet man hier jede Menge. Da wird die U-Bahn für manche zum Laufsteg.

So, nun geht’s nach Japan! Eigentlich wollte ich ja mit der Fähre übersetzen … die muss man allerdings Wochen vorher buchen – nicht mal aus Platz-, sondern aus irgendwelchen Sicherheitsgründen. Bäh, wie Backpacker-unfreundlich! Also bin ich das kurze Ende nach Fukuoka geschwommen … ach ne, geflogen.

Den 45-Minuten-Flug bin allerdings etwas zu locker angegangen, wahrscheinlich weil er mir so kurz und unbedeutend schien. Ich ignorierte wohl die Tatsache, dass es sich ja um einen internationalen Flug handelt! Check-In & Check-Out dauern nunmal genauso lange wie bei längeren Flügen. Das wurde mir dann auch wieder ins Bewusstsein gerufen … als ich 1 Stunde vor Abflug am Flughafen erschien und sich am Check-In-Schalter eine schier endlose Menschenschlange auftat. Ich wurde leicht nervös, denn hatte ich den Check-In überstanden, stand mir ja auch noch die Pass- & Gepäckkontrolle bevor. Das wird eng!

Letztlich hatte ich Glück und ich schaffte es sogar noch, mir einen Muffin und eine heiße Schokolade zu kaufen. Und ich hatte noch ganze 3 Minuten Zeit, die brühend heiße Schokolade runterwürgen, bevor ich das allerletzte Shuttle zum Flugzeug betrat. Tja, perfekte Planung!

Flugkilometer: 25.315
Zeitzone: Japan Standard Time = MESZ + 7h (Zeitdifferenz wie in Korea)

Bei Ankunft in Japan war ich das allererste Mal auserkoren, den Zoll in die Abgründe meiner Reisetasche zu führen! Der nette Kontrolleur störte sich wohl etwas an den namibianischen & südafrikanischen Stempeln in meinem Reisepass. Oder er konnte einfach nicht glauben, dass irgendjemand 5 Wochen am Stück Urlaub haben darf. Laut Chi – die Japanerin, die ich in Seoul traf – ist in Japan wohl nur 1 Woche üblich, ein Antrag auf 2 Wochen gilt z.T. schon als Beleidung und Kündigungsgrund. Ich ließ jedenfalls die Gepäckdurchsuchung freudig über mich ergehen. Denn ich war ja gespannt, ob der Zoll mit der Auswahl meines Gepäcks genauso zufrieden war wie ich. Das war der Fall. Wir bedankten uns gegenseitig für die gelungene Aktion und zogen zufrieden von dannen.

Nach Hiroshima fuhr ich mit dem weltberühmten Hochgeschwindkeitszug Shinkansen! Und ich war tief beeindruckt … zuallerst mal über den hohen Preis: die einstündige Fahrt kostete 9.000 Yen, ca. 75€. Mehr beeindruckte mich aber das futuristische Aussehen des Shinkansen und das devote Putzpersonal, das sich bei Einfahrt des Zuges vor dem Zug verbeugte. Danach enterten sie den Zug und putzten wieselflink die ganze Innenausstattung durch und drehten alle Sitze in Fahrtrichtung. Zudem trugen alle Angestellten Uniformen, die stark an Piloten- & Stewardessen-Uniformen erinnern. Während der Fahrt betrat der Schaffner das Abteil, verbeugte sich, erzählte uns (wohl) erstmal seine Lebensgeschichte und war … freundlich!! Ich war eindeutig in einer anderen Welt gelandet.


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