Heute verlasse ich Tokio. Ich habe viel erlebt in Tokio, bin gar nicht hinther gekommen mit dem Schreiben meines Reisetagebuchs. Tokio ist bunt, aufregend und groß; und gleichzeitig auch genau das Gegenteil. Die Stadt hat mich die ganze Woche über immer wieder überrascht und hätte es wahrscheinlich auch noch weitere Wochen können.

Heute geht’s weiter – bzw. eigentlich zurück, da entgegen meiner bisherigen Reiserichtung – nach Kyoto, der Kulturstätte Japans. Hier werde ich die nächsten fünf Tage verbringen. Maren & Thomas hatten mich in Hiroshima schon vorgewarnt: Kyoto besitzt viele Tempels und Schreine. Sie kommen einem irgendwann zu den Ohren raus. Noch bin ich gespannt und voller Vorfreude.

Das Bahnsystem in Japan ist übrigens äußerst ausgefeilt: An jeder Station gibt es Ein- & Ausgangsautomaten, die Tickets in Papier- und Checkkarten-Form kontrollieren, Züge fahren und halten automatisiert an fest vorgegebenen Einstiegspunkten, die Beschilderung ist sehr gut und zur Not stehen an den Kontrollpunkten immer höfliche Bahnangestellte. In Tokio ist nur leicht irritierend, dass es verschiedene Streckenbetreiber gibt. So werden manche Tages-Tickets auf bestimmten Strecken nicht akzeptiert.

Für die Fahrt mit dem Shinkansen braucht man natürlich gesonderte Tickets, sogar zwei – eines für die Normal-Bahn-Beförderung und eines für den Expressaufschlag. Es hat eine Weile gedauert, bis ich merkte, wie ich dem Automaten durch Hinzugabe meines S-Bahn-Tickets und entsprechender monetärer Mittel diese zwei Tickets entlocken konnte. 3 Minuten vor Abfahrt des Shinkansen war ich dann aber doch mit dem Automaten überein gekommen – ein netter Bahnmitarbeiter hatte vermittelt. Gewartet hätte der Zug wohl kaum. Die Japaner sind sehr stolz auf ihre pünktlichen Züge.

Nicht nur am Bahnhof merke ich: In Japan findet man jede Menge Service-Personal. Aber zum Teil empfinde ich den gebotenen „Service“ – und damit auch den Job – als total überflüssig. So sieht man an Baustellen und an einigen Supermarkt-Ausfahrten 1 bis 2 Uniformierte, die einen mit Star Wars-Schwertern einweisen oder an Gefahrenstelle vorbeilotsen. Und nach erfolgreicher Ausführung bedanken sie sich dafür, dass sie dich einweisen durften. Es ist echt beeindruckend, wie freundlich und hilfsbereit die Japaner sind. Müsste ich den ganzen Tag in solch einem eintönigen, unsinnigen Job arbeiten und dann noch so viel Freundlichkeit ausstrahlen müssen, würde ich mit dem Star Wars-Schwert irgendwann Amoklaufen … oder wahlweise meinen Frust in Videospielen abreagieren. Wahrscheinlich war die Spielhölle in Akihabara deshalb auch so gut besucht.

Aber in Japan ist eben alles sehr freundlich, gesittet und sortiert. Das merkt man auch, wenn man unterwegs Schulklassen begegnet, die sich in Reih und Glied bewegen:

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Bei jüngeren Schülern sind sogar gleichfarbig grelle Shirts oder Hüte als Erkennungszeichen üblich. Als würde die Schuluniform nicht schon reichen 🙂

Aber Japaner stehen wohl auf Uniformen. Und wenn sie für ihre Arbeit keine benötigen, tragen sie eben „Business-Uniform“, also einen Anzug. Daher sieht man auch jede Menge förmlich angezogene Menschen. Wo in Südkorea die Menschen mehr Wert eine modische Erscheinung legten, ist man hier eher auf Business-Kleidung bedacht.

Aber die Arbeit ist in der japanischen Kultur wohl integraler Bestandteil. Denn hier wird bis spät am Abend oder in die Nacht hinein gearbeitet. Mir erzählte jemand, dass diese übermäßige Arbeitszeit letztlich wenig effizient ausfalle. So referiere der Chef in der wöchentlichen Dienstberatung auch oft und gerne stundenlang über sein letztes Golfturnier. Oder die Mitarbeiter suchten sich kleine Inseln der Erholung, ob schlafend, im Internet surfend oder gänzlich abwesend. Alles andere würde wohl auch zu Karoshi führen. Japan ist zwar ein schönes und kulturell interessantes Land, aber arbeiten möchte ich hier nicht.

Aber ich schweife schon wieder ab: Ich bin gegen Abend in Kyoto angekommen. Hier meine ersten Eindrücke:

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Und meine heutige Mahlzeit: Nudeln (genauer Udon) mit frittiertem Hähnchenfleisch und Suppe. Lecker Japan-Fast-Food!

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Nach 2 Stunden in Kyoto hat mich noch kein Tempel oder Schrein angefallen. Aber es bleiben ja noch 5 Tage Zeit 🙂

Kategorien:  🌎 Runde 1Japan

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