Um 1:30 Uhr malträtiert ein tiefer, intensiver Bass an- und ausdauernd meine Tür. Hm, eigentlich wollte ich erst um 3 Uhr geweckt werden.

Im Halbschlaf erinnere ich mich, dass gestern Abend im Restaurant/Bar/Swimming-Pool des Hotels eine Party stattfinden sollte. Ich dachte da an eine chillige Party bis Mitternacht, nur für die Hotelgäste. Dass 50m von meiner kleinen, dünnwändigen Hütte entfernt eine laute Techno-Party stattfindet, hatte ich jedoch nicht erwartet … obwohl es doch naheliegend ist: Dakar ist bekannt für seine Club-Szene und seine „heißen“ Nächte.

Na gut. Schlafen geht nicht mehr. Dann geh ich halt feiern.

Vor dem „Club“ hält der mir bekannte Wachmann Nachtschicht. Etwas verwundert schaut er auf die Uhr und fragt, ob ich nicht schlafen könne. Ich sage „Nö.“ und deute auf die laute Party. „Ich geh jetzt tanzen.“ Sein Kumpel meint, es sind auch ein paar nette Frauen anwesend und ich könnte doch eine von ihnen … er gestikuliert hüfthoch. „J’ai une heure. Seulement danser. Seulement danser“ antworte ich.

Um 3 Uhr bin ich durchgeschwitzt. Ich bewege mich in Richtung Ausgang. Der Wachmann kommt bereits um mir zu sagen, dass mein Taxi da ist, da spielt der DJ Underworlds „Born Slippy“. Ich bleibe auf halbem Weg stehen und fange an zu tanzen. Der Wachmann versucht mich in Richtung Taxi zu zerren. Diesen Song lass ich mir als Abschied nicht nehmen.

Das war ja doch noch ein würdiger Abschied von Dakar. Schade ist es trotzdem, dass mir effektiv lediglich ein Tag vergönnt war.

Am Taxi angekommen, umarmt mich der Wachmann zum Abschied. „Tu as un ami senegalese“ Wir haben Telefonnummern ausgetauscht, obwohl es mir etwas suspekt ist, da ich unsere kurzen Gespräche nicht allzu innig und intensiv empfand. Na Mal schauen, was er sich davon erhofft.

Schreiende Frühe am Flughafen Dakar. Ein gut gelaunter Typ spricht mich an und möchte, dass ich einen Teil seines Gepäcks bei mir mit aufgebe. Er liege über dem Limit von 30kg. Sein Gepäck besteht aus leeren Werbekartons für die Afrikameisterschaft (CAN). Zumindest der erste Karton, den er mir zeigt, ist leer. Ich lehne höflich ab. Auch wenn er ehrlich wirkt, habe ich keine Lust mit 10 Kilo Kokain erwischt zu werden.

Ich trainiere mein kleines Französisch-1×1 des Fliegens:

  • emballage des bagages = Gepäck einwickeln
  • enregistrement = Checkin
  • embarquement = Sicherheitskontrolle
  • douanes = Zoll
  • vol correspendance = Anschlussflug

Zeitzone: Greenwich Mean Time (GMT) = MEZ – 1h
Flugkilometer: 7.402

Zwischenstopp in Lomé, der Hauptstadt Togos. Der Flughafen ist nett, sehr modern, aber nach ein paar Stunden langweilig. Da hilft auch keine Kinder „Surprise“:

Auf der Kinderschokolade ist nicht mal ein afrikanisches Kind drauf, geschweige denn ein junger Boateng 😉

Ach, wo ich grad bei Überraschungen auf Flughäfen bin: In Casablanca habe ich folgende „Toiletten-Ausstattung“ vorgefunden:

Ich war etwas verdutzt und bin schnell wieder gegangen. Vielleicht wohnt dort ja jemand.

Das Warten am Flughafen Lomé macht mir bewusst, dass ich den ganzen Tag mit Fliegen verbringe, inklusive zweier Zwischenstopps (in Abidjan & Tomé). Die Ökobilanz meiner Reise ist sicherlich unbefriedigend. Allein der Plastikverbrauch ist enorm: im Flugzeug ist das Plastebesteck in Plastetüten eingeschweißt. Auch der Obstsalat und das Wasser haben Plasteboxen, die nach Gebrauch entsorgt werden. Meinen Rucksack lasse ich bei jedem Flug einschweißen. Und dann erst die CO₂-Bilanz durch das verbrannte Kerosin …

Zeitzone: West Africa Time (WAT) = MEZ
Flugkilometer: 8.515

Riesengewusel am Flughafen Libreville. Hunderte Leute stehen bei Impfausweis-, Visa- und Zollkontrolle an. Der Flughafen ist dem Ansturm auf die morgen startende Afrika-Meisterschaft nicht gewachsen.

Nach einer dreiviertel Stunde habe ich meinen Stempel. Aber das Gewusel geht weiter, am Gepäckband. Jenes quittiert aus Überforderung den Dienst. Die davorstehende, dicht gedrängte Menschenmenge wirft die Koffer herunter, damit das Band weiterläuft. Ob das dem Kofferfinden dienlich ist? Meinen Rucksack spuckt das Band erst 1,5h nach Flugankunft aus … aber wenigstens tut es das.

Ich erwische einen guten Taxifahrer, denn er kennt meine Unterkunft. Mit den Adressen ist es in Libreville so eine Sache. Es gibt zumeist zwar Straßennamen und gelegentlich auch -Nummern, aber damit können die wenigsten etwas anfangen. Die Adresse meiner Pension lautet daher

Pension Léa, im Viertel Glass, in Richtung Hafen Michel, hinter dem Sony-Gebäude und dem Reifenhandel Pneus Gabon

Wenn ich es mir recht überlege, klingt das gar nicht schlecht. Ist sehr bildhaft. Ich werde mir für meine deutsche Adresse eine ähnlich sprechende Beschreibung ausdenken und mir eine Postkarte zuschicken. Ich bin gespannt, ob sie ankommt.


1 Kommentar

Marcus · 27. Januar 2017 um 14:41

Ehrlich gesagt habe ich ein bisschen Angst um dich.
Ich hoffe du kommst heil wieder …

Pass auf dich auf.

Marcus

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