Trotz der 6 Stunden-Wanderung von gestern fühle ich mich fit für eine weitere Wanderung. Martin & ich entscheiden uns, heute auf eigene Faust zu wandern, ohne Guide … und ohne Christine. Sie legt heute einen Entspannungstag ein.
Die Lodge liegt auf einem Felsplateau. Von dort aus führt ein 2-Stunden-Wanderrundweg ein Stück in und um das 300m tiefer gelegene Tal …
vorbei an einem schönen Wasserfall, den Haila Falls.
Der Weg ist nicht ganz ohne. Die deutschen Damen erzählten, sie seien umgedreht, als sie vor dem steilen Kliff und den Kettenleitern standen.
Martin und mir erscheint dieser Weg jedoch zu einfach. Wir suchen die physische Herausforderung und wollen das ganze Tal sehen. Wir bohren die Strecke auf 6 Stunden auf, ohne zu wissen, was auf uns zu kommt.
Als der Weg immer weniger nach Weg aussieht, komme ich auf die Idee, meine Offline-Navigations-App zu benutzen. Sie hatte mir bereits aus der Altstadt Marrakeschs herausgeholfen. Auch hier lässt sie mich nicht im Stich. Sogar die Wanderwege sind eingezeichnet. Ich bin begeistert! Jetzt wissen wir GPS-genau, dass wir uns verlaufen haben.
Zurück auf dem angedachten Wanderweg bemerken wir, dass unser Weg immer weiter hinunter ins Tal führt.
Das lässt die Vermutung aufkommen, dass es auch irgendwann wieder hinaufgeht. Geht es dann auch. Urplötzlich. Auf einem verwucherten, kaum benutzten Wanderweg, der mit reichlich Anstieg auf das Felsplateau zuläuft. Das Ende des Weges können wir nicht erkennen.
Wir sind äußerst skeptisch, dass uns der Weg über die steil abfallenden Felswände führt. Wir gehen trotzdem weiter, in heißer Mittagssonne den starken Anstieg hinaufschnaufend, zum Teil mehr kletternd als wandernd.
Umkehren wollen wir nicht, denn wir haben bereits mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt und unsere Wasserreserven sind fast aufgebraucht. Der Anstieg wird immer steiler, es kommen Leitern, Kettenleitern & Kettenseile dazu. Das macht mir jedoch Mut, denn Leitern baut man ja nicht ohne Grund hin. Irgendwo muss der beschwerliche Weg ja hinführen.
Sehr erleichtert und erschöpft kommen wir auf dem Felsplateau an. Der beeindruckende Blick aufs Tal entschädigt uns für die Anstrengung.
Der nah gelegene Gudu-Wasserfall sorgt für Wassernachschub. Und schick sieht er auch noch aus.
Nach 6 Stunden, über 25km und vielen hundert Höhenmetern kehren wir erschöpft in die Lodge zurück. Christine wartet bereits besorgt.
Nach solch einem anstrengenden Tag schmeckt das Abendessen noch um einiges besser. Die Kellnerin Phee Phee klinkt sich in unsere heitere Runde ein. Sie ist eine sehr lebendige und selbstbewusste Frau, stammt aus der Gegend, ist Xhosa (kann man Klicklaute auch schreiben?).
Sie ist stolz Südafrikanerin zu sein, ein Land mit 11 offiziellen Sprachen (allein 4 werden in der Hymne verwendet), mit Prominenten wie Charlize Theron, Arnold Vosloo & Trevor Noah. Wobei sie Trevor Noah sogar als erstes nennt – mit einem Funkeln in den Augen. Dieses Funkeln hatte ich bereits in Johannesburg gesehen, als ich mit einem Südafrikaner über den international erfolgreichen Comedian Trevor Noah sprach.
Trevor Noah ist Kind zuwider der Apartheid, mit einem Schweizer Vater und einer Khosa-Mutter. Er wuchs inmitten der Apartheid in Soweto auf, musste in der Öffentlichkeit zumeist mehrere Meter Abstand zu seiner Mutter halten, da sie Repressalien oder gar Gefängnis befürchtete. Er bezeichnet sich selbst ironisch als „lebendes Verbrechen“ und würzt es mit sehr viel Humor. Trevor Noah ist ein sehr starker Charakter, der für viele Südafrikaner für das neue Südafrika steht.
Christine & Martin fahren morgen früh weiter, auf ähnlicher Route wie ich, entlang der Küste in Richtung Kapstadt. Dort werden sich unsere Wege erneut kreuzen. Die beiden erfahrenen Südafrika-Reisenden geben mir eine Menge hilfreiche Tipps mit auf den Weg. Thank’s alot!
2 Kommentare
cp · 2. März 2017 um 15:21
Hoffentlich hast Du daran gedacht, das Wasser vor dem Trinken gründlich abzukochen und schön im DMAX-Style durch den Feinrib zu quetschen! Du willst doch nicht Patient 0 der nächsten Zombie-Apokalypse werden. 😉
rori · 3. März 2017 um 9:34
Natürlich habe ich daran gedacht! Die DMAX-Survival-Dokus sind doch der einzige Grund, warum ich noch am Leben bin 😉