Jetzt wird’s ernst! Im Flugzeug um mich herum wird nur Französisch gesprochen. Auch die Zollkontrolle spricht nur Französisch, als ich nachts um 1 Uhr in Dakar ankomme.

Zeitzone: Greenwich Mean Time (GMT) = MEZ – 1h
Flugkilometer: 5.015

Der Flughafenausgang führt mich durch ein 200m langes Gitter, an dem links und rechts Taxifahrer stehen und um mich buhlen. Ich fühle mich wie auf einer Ausstellung … für Schlachtvieh.

Ich lasse mich von einem Taxifahrer am Nasenring packen. Auch er spricht wohl Französisch. Bei seinem starken Nuscheln könnte es aber auch Mandarin-Chinesisch sein. Ich verstehe kein Wort. Auch die Hotel-Anmeldung ist in Französisch. Es ist gar nicht so leicht um 2h nachts halb verschlafen das Anmeldeformular auszufüllen. Obwohl das Französisch-Lesen und -Verstehen mir noch liegt. Ich habe eher Probleme mit dem hörenden Verstehen. Die Leute reden schnell, verdrehen die Wörter französisch-typisch ineinander und haben natürlich einen umfänglicheren Wortschatz. Ob in Senegal noch ein Dialekt hinzukommt weiß ich gar nicht. Na egal, ab ins kalte Wasser.

Warum treibt es mich eigentlich nach Senegal? Auch wenn es abwertend klingt, ist es für mich hauptsächlich eine Vorbereitung auf Gabun. Senegals Amtssprache ist – wie nach meiner Einleitung kaum anders zu erwarten – Französisch. Senegal ist jedoch auf Touristen eingestellt und zur Not kann man sich mit Englisch durchmogeln. Zudem kann ich mich hier gut an die 30° Temperatur gewöhnen, die auch in Gabun herrschen. Nur die Luftfeuchtigkeit ist in Gabun um einiges höher.

Senegal bzw. Dakar ist also nur eine Zwischenstation? Nicht ganz. In den 4 Tagen hoffe ich auch einen Eindruck vom Leben in Westafrika zu bekommen. Insbesondere interessiert mich auch hier die Religion: Wie kam es dazu, dass 90% der Menschen dem Islam angehören und wie wird er gelebt? Haben nicht die Europäer den meisten Einfluss auf die afrikanischen Staaten und deren Religion gehabt?

Außerdem soll Dakar eine große, lebendige Stadt sein, die niemals zur Ruhe kommt. Ich freue mich darauf!

Wie so oft beginnt mein erster Tag mit Einkaufen und Gegend erkunden. Ich blicke in lauter ernste Gesichter. Sind sie gefährlich? Stolz? Irritiert über mich komischen Vogel? Oder wirken die Menschen durch die dunkle Hautfarbe einfach nur ernster? Schwer einzuschätzen.

So ernst die Gesichter draußen, so gesprächig die Menschen drinnen. Die Kassiererin im Supermarkt merkt nach mehreren Erklärungsversuchen, dass ich schlecht Französisch verstehe. Sie redet trotzdem quirlig weiter. Mir ist es etwas peinlich, dass ich ihren Gesprächsdrang nicht erwidern kann.

Aber ich versuche zu üben, auch mit dem Sicherheitsmann vor meinem Hotel. Der sitzt den ganzen Tag in seinem Häuschen, hat Zeit und kann nicht weglaufen. Er ist aufgeschlossen, nett und stellt Fragen, auch gerne wiederholt und langsamer. Ich komm schon irgendwie rein.

Da Internet nur im Hauptgebäude geht, sitze ich abends dort rum. Ich komme mit dem Rezeptionisten Ousman ins Gespräch. Wir reden sehr lebendig über die Nähe der lateinischen Sprachen, über den Unterschied von Programmieren und Hacken, über die Kultur Japans, über das Leben in Großfamilien in Senegal und das „Alleine-Leben“ in Deutschland, über die Vorfreude der Senegalesen auf die Fußball-Afrikameisterschaft und über die Nummer 1-Sportart Senegals, das Wrestling. Das alles tun wir (zum Glück) größtenteils in Englisch.

Wegen solcher Gespräche reise ich. Zwei Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen tauschen ehrlich und vorsatzlos Gedanken aus, lernen voneinander und haben Spaß dabei. Danke Ousman, du hast mir den Tag gerettet.

Denn ansonsten habe ich eher mit Widrigkeiten zu kämpfen:

  • sprachlich: Ich finde noch keinen Zugang zur französischen Sprache, fühle mich fremd und unsicher. Mein Kopf ist durch das Übersetzen stark beansprucht. Ich beschäftige mich zu sehr mit meinen sprachlichen Schwächen.
  • unterkünftisch: Auch das Hotel gibt mir kein heimeliges Gefühl. Im Zimmer schwirren eine Menge Mücken rum, das Moskitonetz am Bett hat faustgroße Löcher. Die Info-Broschüre im Zimmer enthält viele falsche Informationen. Die Angestellten wirken bei Nachfragen genervt, nur wenige lächeln. Das Essen im Hotel-Restaurant war eher bescheiden. Es gab Burger mit zerbröseltem Brot und angekohltem Fleisch.
  • gesundheitlich: in den letzten 5 Tagen habe ich sie heraufbeschwören, nun ist sie endlich da: die Erkältung! Der Hals tut schon weh.

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