Gestern begann ich, meine „Erlebnistour“ in Libreville zu planen. Ich recherchierte im Internet Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten und Restaurants … und bin nach mehreren Stunden verzweifelt.
Nur wenige touristische Ziele sind im Internet dokumentiert. Und wenn, dann sind sie bei Google Maps häufig falsch verzeichnet oder es gibt widersprüchliche oder veraltete Informationen. Auch mein Hotel hat weder Prospekte noch Informationen über Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten in Libreville.
Gabun ist eben kein touristisch erschlossenes Land. Hier ist das Tourist-Sein noch selbstorganisiertes Abenteuer. Vieles wird über Beziehungen und Telefonate organisiert. Da mein Französisch für ein Telefongespräch nicht ausreicht, bleibt mir nur, dort hinzufahren und meinen Charme persönlich spielen lassen. Sofern es ein „dort“ gibt.
Auch der Besuch des Nationalpark Lopé verlangte mir einigen Organisationsaufwand ab. Bereits in Deutschland habe ich diesen Nationalpark ausgespäht, mitten in Gabun und somit im Regenwald gelegen. Denn: wenn ich schon mal in einem Land mit ca. 80% Regenwald bin, dann will ich ihn auch sehen.
Bereits in Deutschland stellte ich fest, dass die Organisation über’s Internet nicht funktioniert. Sie warf mehrere Fragen auf:
- Warum hat das „Hotel Lopé“ eine Internetseite, wenn ich dort keine Buchung vornehmen kann? Und warum beantwortet das Hotel meine e-Mail-Anfrage nicht?
- Wie komme ich dort hin, mitten in den Regenwald?
- Es gibt zwar eine Zugverbindung. Laut inoffiziellem Fahrplan, den ein Reisender 2015 ins Internet gestellt hat, hält der Zug um 1 Uhr nachts irgendwo im Nationalpark. Holt mich von dort jemand ab? Oder stehe ich mitten in der Nacht allein im dunklen Regenwald?
- Was kostet der Spaß?
Diese Fragen raubten mir einige Stunden Schlaf. Ich entschied mich damals, den Ausflug lieber in Gabun zu organisieren. Genau das tue ich heute.
Ich nehme mir ein Taxi zum Bahnhof, 10km außerhalb der Stadt gelegen. Dazu muss ich euch den Taxi-Algorithmus erklären:
- Rufe das Taxi per Handheben herbei, egal ob schon ein Gast drinsitzt.
- Rufe dein Ziel und deinen Preis durchs Beifahrerfenster.
- Wenn es weiterfährt, waren Richtung, Preis oder deren Verhältnis ungenügend. Gehe zurück zu Schritt 1.
- Bleibt es stehen, mach’s dir gemütlich und schnall dich an … soweit möglich.
- Genieß die Fahrt und stör dich nicht an kaputter Einrichtung oder merkwürdigen Klapper- oder Motorgeräuschen.
Am Bahnhof angekommen, darf ich einen Antrag für Hin- & Rückfahrticket ausfüllen. Der Antrag erfordert 2 Telefonnummern. „Pourquoi?“ Der Bahnbeauftragte besteht darauf. Ich schreibe lediglich meine Handynummer auf (funktioniert hier eh nicht) und gebe ihm den Zettel zurück. Etwas entnervt denkt er sich eine zweite Nummer aus und schreibt sie dazu. Nachdem ich seine zweite Beanstandung „Zweite Klasse? Ganz sicher?“ abnicke, habe ich endlich meine Tickets. Der Personenzug fährt tatsächlich nur nachts.
Die Fahrt ist gesichert, nun muss ich die Unterkunft buchen. Zum Glück hat das Hotel ein Büro in der Stadt. Das Buchen ist nach ein paar Sprachhürden recht unproblematisch und bereits für die heutige Nacht möglich. Sehr gut! … Nur bezahlen muss ich sofort, in bar. Sehr ungut, bei über 500€.
Ich gehe zum nächsten Bankautomaten und lote das Tageslimit meiner Kreditkarte aus. Nach 6 Anläufen habe ich es gefunden. Zusammen mit dem wenigen Bargeld, das ich bei mir habe, reicht es geradeso zum Begleichen der Rechnung. Ein Glück hatte ich nur 2. Klasse-Bahntickets gekauft. Juhu, ich fahre heute Abend nach Lopé!
Nur blöd, dass mein restliches Bargeld nicht mehr für die Taxifahrt zu meinem Hotel ausreicht. Auf den 7 Kilometern Fußweg begleiten mich die 30° heiße Mittagssonne und 90% Luftfeuchtigkeit.
Kennt ihr das Gefühl, mehr Wasser auszuschwitzen als ihr auf Toilette lasst. Das habe ich momentan sehr intensiv. 3x am Tag duschen ist für mich auch neu. Die Klimaanlage trocknet derweil mein T-Shirt. In Deutschland sind im Moment -5° und viel Eis und Schnee. Hmm, Eis!
2 Kommentare
Marcus · 27. Januar 2017 um 16:00
500€???
Warum???
1. Es ist ein sieben Sterne Hotel und du schläfst in der Präsidentensuite.
2. Du bleibst mehr als 30 Nächte.
3. Es gab ein Problem mit dem ausrechnen des Wechselkurses.
4. Du hast dich ordentlich übers Ohr hauen lassen.
5. Du wolltest Gabun was Gutes tun.
6. Du wolltest einfach mal demonstrieren, was für ein Schwerverdiener du bist und zufällig mal ne Zahl fallen lassen
7. …
Was ist das Wahrscheinlichste???
Also ich finde die Tatsache an sich ja nicht verwerflich für tolle Erlebnisse viel Geld auszugeben (eher im Gegenteil), aber für ein Hotel ist das schon eher höherwertig. 🙂
rori · 28. Januar 2017 um 16:52
Ich bezahlte für 5 Nächte. Zugegebenermaßen, das Hotel ist höherwertig. Es war jedoch das einzige, das im Internet verzeichnet war. Vor Ort stellte ich fest, es gibt noch kleinere Herbergen im Dorf Lopé. Aber selbst dort hätte ich mind. 60€ pro Nacht bezahlt, denn wie ich schon schrieb: Gabun ist unerwartet teuer.
Und jetzt hau ich nochmal ordentlich auf die Kacke: Ich habe die 5 Nächte sogar 2 Hotels bezahlen müssen. Aus der Reservierung meines Hotels in Libreville kam ich nicht mehr raus.
Aber letztlich hat es sich gelohnt. Berichte folgen.