In den letzten Tagen habe ich die Details meines Aufenthalts in Südafrika geplant. Immerhin habe ich mir 24 Tage in Südafrika eingeräumt. Das ist reichlich Zeit!

Und daher wollte ich auch ALLES erleben, was Südafrika zu bieten hat:

  • Johannesburg
  • Krüger Nationalpark
  • Drakensberge (ein Gebirge-Leckerbissen)
  • Wild Coast (östlicher Küsten-Leckerbissen)
  • Garden Route (westlicher Küsten-Leckerbissen)
  • Kapstadt

Ich plane drauf los: 5 Tage Johannesburg, 4 Tage Krüger, 4 Tage Kapstadt … dann bleiben noch 11 Tage für die Drakensberge und die beiden Küsten. Das reicht nicht aus!

Nach einigem Hin- & Her-Geplane beschließe ich, auf den Krüger Nationalpark zu verzichten. Ich bedaure es sehr, denn ich hätte sicherlich einige Tiere vor die Linse bekommen. Tut mir Leid, Olaf. Aber durch den Nationalpark kann ich mich auch noch schaukeln lassen, wenn ich alt bin 🙂

Nun habe ich 4 Tage mehr Luft. Ich miete für 15 Tage ein Auto und mache einen Road-Trip von Johannesburg nach Kapstadt, entlang der Drakensberge und der Küste Südafrikas. Das sind über 2500 Kilometer. Das sollte doch zu schaffen sein.

Den Mietwagen muss ich am Flughafen abholen. Das Hostel ruft mir ein Uber. Auf der Fahrt plausche ich mit dem Fahrer, der ein offizielles Taxi fuhr und auf Uber umstieg. Er meint, Uber ist in Südafrika deutlich beliebter als Taxis, da Taxis unsicher und teuer sind. Ich sage ihm, dass Uber in Deutschland teils verboten ist. Das kann er nicht verstehen. Hier nutzt es jeder, sogar Schulkinder auf dem Weg zur Schule.

Am Flughafen angekommen sehe ich eine andere „Armee“ von Fahrern:

Nun beginnt er also, mein Road-Trip. Ich bin nervös, denn ich fahre selten Auto, besitze selbst keins. Erschwerend kommt hinzu, dass in Südafrika auf der linken Seite gefahren wird. Die Rezeptionistin im Hostel hat mir jedoch eine kleine Erinnerung gebastelt:

Dementsprechend ist das Lenkrad natürlich auf der rechten Seite des Fahrzeugs. Ich mache mich mit dem Auto vertraut. Puh, die Pedale sind schon mal „richtig“ angeordnet. Gangschaltung und Handbremse sind natürlich links. Hebel für Blinker und Scheibenwischer sind vertauscht.

Ich fahre vorsichtig und langsam durch die Tiefgarage des Flughafens. Ich konzentriere mich darauf, links zu bleiben, auch beim Gängeschalten. Blinken tue ich noch mit dem Scheibenwischer. Am Ausgang der Tiefgarage werde ich herausgewunken. Ein Polizist. Er erklärt mir, ich habe ein Stoppschild überfahren. Das macht umgerechnet 60€.

Mist! Ich bin noch nicht Mal aus dem Flughafen raus, schon muss ich mein erstes Bußgeld zahlen. Der Polizist ist erstaunt, dass ich bar zahle. Im Nachhinein wird mir klar, dass er auch Kreditkartenzahlung anbot, „im Gebäude irgendwo hinterm Flughafen“. Es scheint so, als wäre das ein verkehrserzieherischer Code für „Sag Kreditkartenzahlung und fahr ohne Bußgeld, aber mit Schreck und Wachsamkeit weiter“. Doppel-Mist!

In der ersten Stunde machen sich Auto und ich miteinander vertraut. Die Autobahn erleichtert es. Beschilderung und Fahrbahnmarkierung sind sehr europäisch. Die Fahrbahnen sind sehr breit. Das Tempolimit liegt bei 120 km/h. Es halten sich nur die wenigsten dran. Der Scheibenwischer mag jedoch immer noch nicht blinken.

In den folgenden 3 Stunden habe ich mehr Zeit, mich auf die schöne Natur zu konzentrieren. Ein atemberaubendes Panorama, sehr bergig, sehr weitläufig.

Abseits der Autobahn begegnen mir viele Kühe & Schafe nahe der Straße. Viele Anwohner wollen als Anhalter mitgenommen werden. Die Entfernungen zwischen den Dörfern sind groß. Jedes der Dörfer verteilt sich flach und weit über das Land, besteht aus einer Mischung aus Stein-, Blech- und Holzhütten. Dies ist ein ganz anderes Südafrika als in Johannesburg.

Mein heutiges Ziel sind die Drakensberge, ein Gebirge im Zentrum Südafrikas. Hier liegt der Royal Natal Nationalpark und bietet schöne Wanderwege. Ich bin auf meinen letzten Stationen wohl auf den Geschmack gekommen 🙂

In der Lodge angekommen bin ich erschöpft von meinen ersten vier Stunden Autofahren, aber stolz. Nur das Bußgeld wurmt mich.

Abends beim Essen. Links am Tisch sitzen zwei aufgeschlossene Engländer Mitte 50, die mich freundlich begrüßen und anlächeln. Rechts am Tisch sitzen zwei deutsche Damen, die sich auf Schwäbisch über die schlechte Besetzung und die manchmal einschläfernd komplizierten Stories der Fernsehserie „Tatort“ beschweren.

Kurzum: Ich habe heute Abend wenig Deutsch gesprochen, dafür sehr viel Englisch.

Das englische Pärchen Christine & Martin ist sehr aufgeschlossen, lebenslustig und Südafrika-begeistert. Sie besuchen Südafrika schon das vierte Jahr in Folge, in immer längeren Zeiträumen. Martin ist großer Rammstein-Fan, kann die Texte mitsingen, auch wenn er deren Bedeutung nicht immer kennt. Zudem ist er Fan des FC Liverpool. Als wir auf Jürgen Klopp zu sprechen kommen, schalten sich fast protesthaft die beiden Damen ein, denn sie kommen aus Mainz. Ups, da hab ich wohl den falschen Dialekt rausgehört. 🙂

Chris & Martin laden mich zum morgigen Wandern ein. Das nehme ich sehr gerne an. Ich freue mich auf die angenehme Wanderbegleitung.


2 Kommentare

Marcus · 14. Februar 2017 um 8:27

Das nervigste am Linksfahren ist wirklich das Scheibenwischer-Blinker-Problem. Das macht man auch noch nach Wochen falsch. Und wenn man denn wieder ein ordentliches Auto (Linkslenker) fährt, hat man dasselbe Problem nochmal …

Ich Wünsche viel Spaß in den Bergen gehabt zu haben.

    rori · 14. Februar 2017 um 14:22

    Ah, stimmt ja. Du hast ja in Neuseeland ähnliche Erfahrungen gemacht. Wir sind Leidensgenossen.

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