Anm. der Redaktion: In den letzten zwei Wochen habe ich meine Blog-Aktivitäten stark zurückgefahren, einerseits krankheitsbedingt, andererseits hat mir das Reisen – inkl. Planen und Blog-Schreiben – mehr Stress bereitet als angedacht. Daher habe ich mir eine Blog-Pause gegönnt. In den nächsten Tagen werde ich das Blog sanft defibrillieren. Kurzum: Es geht weiter!

Chris und Martin legten mir ans Herz, den Addo Elefantenpark zu besuchen. Er liegt auf meinem Weg, zwischen Wild Coast und Garden Route – eine perfekte Gelegenheit, doch noch ein paar einheimische Tiere zu Gesicht zu bekommen.

Ich stelle jedoch schnell fest: es ist Hochsaison und die meisten Lodges am und im Park sind ausgebucht. Es bleiben nur 2 Optionen:

  • eine Luxus-Lodge im Park für 800€ je Nacht oder
  • eine entfernt auf einem Berg gelegene, durch 30km Schotterpiste angebundene Lodge, für knapp 80€ je Nacht. Safaris sind nicht inbegriffen.

Hm, Safaris kann ich auch vor Ort buchen … oder halt selber durch den Park fahren. Wird schon. Ich hoffe, mein kleiner Leihwagen verzeiht mir Option 2.

Vorher müssen wir beide jedoch 11 Stunden Fahrt überstehen, mit den bekannten Unwegsamkeiten: Bremsschwellen, Kühe am Straßenrand, schlechtes Wetter, Baustellen.

Etwas Abwechslung bieten da die protestierenden Studenten in Mthatha, die die Hauptstraße mit großen Zementsteinen und brennenden Reifenstapeln verschönern. Insgesamt also ein ganz normaler Tag auf den Straßen Südafrikas.

Die Straße zur Lodge war zwar etwas schotterlastig, aber nicht so schlimm wie ich annahm. Ich betrete das lang gestreckte, flache Hauptgebäude. Die Empfangshalle wirkt wie aus längst vergangener Zeit, Ohrensessel, ein gewaltiger Kamin, Vorhänge mit Blumenmustern, große Teppiche, seicht klimpernde Klaviermusik vom Band. Alles trieft vor Kitsch.

Auch die Gäste. Lauter Weiße, Europäer und Südafrikaner, Mindestalter 60, die in Polohemden flanieren und sich bei einem Glas Wein vorzüglich amüsieren. Ich komme mir vor wie in einem Altenheim für die feine Gesellschaft.

Beim Rundgang wird mir der Herr des Anwesens vorgestellt, ein fülliger, kräftiger, bewusst herrisch wirkender Mann um die 60. Im Sessel zurückgelehnt verbleibend streckt er mir die Hand entgegen, er ist mir auf Anhieb unsympathisch, ich begrüße daher höflich zuerst die Dame des Hauses. Er und seine in der Luft hängende Hand finden das gar nicht komisch. Die Unsympathie beruht nun auf Gegenseitigkeit.

Nach dem Rundgang darf mir einer seiner schwarzen Untergebenen den Rucksack zu meinem kleinen Häuschen tragen. Ich verbrüdere mich sofort mit ihm. Die anderen Angestellten sind ebenfalls Schwarze. Auch mit ihnen scherze ich herum und sammle so Sympathiepunkte.

Irgendwo auf der Schotterpiste muss ich durch einen Riss im Raum-Zeit-Gefüge gefahren sein. Diese scharfe Grenze zwischen protzigem Weiß und untertänigem Schwarz und dazu das altbackene Anwesen geben mir das Gefühl mich in längst vergangener Zeit zu befinden, wie in einer Folge „Zurück in die Vergangenheit“.

Ich werde nur 3 Tage hier sein, sehe aber gute Chancen, mit meinen schwarzen Brüdern und Schwestern gegen die weiße Rasse aufzubegehren und so den Anachronismus dieses Anwesens zu beenden 😉


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