Ich mag den Sonnenaufgang. Nach 6 frischen Grad in der Nacht fühlen sich die warmen Sonnenstrahlen sehr sehr angenehm an. Die Dachterrasse wird zu meinem Lieblingsplatz. Hier finde ich den ganzen Tag Ruhe und Wärme.

Noch Mal zurück zum Thema Medina – nach einem Tag Ruhezeit muss ich meine gestrigen Aussagen etwas ausführen:

Ja, ich war gestern ziemlich genervt vom Marktgewusel. Ich war überfordert von Wegfindung und Trubel. Insbesondere nervte mich das Angequatschtwerden. Es wirkt aggressiv, in Ruhe gucken ist nicht möglich, manche wollen mich übers Ohr hauen, manche wollen mir tatsächlich helfen. Geld wollen letztlich fast alle, und möglichst darüber feilschen. Für heute wird meine Strategie daher sein: Freundlich „Non merci“ sagen, besonders bei Händlern und Wegführern. Der Rest darf mir gern was Interessantes bieten.

Ich beginne meinen Tag entspannt, mit einem Besuch im Jardin de Majorelle:

Bambus, Kakteen, Koi-Karpfen. Ein bunt gemischtes und erholsames Stück Natur.

Ich bin überrascht! Marrakesch besteht nicht nur aus Altstadt! Hat man aus der Medina irgendwann herausgefunden, findet man eine aparte, fast europäische Neustadt vor, mit geraden und ausgiebig breiten Straßen und 6-stöckigen Wohngebäuden. Entlang der Straße gibt es gar Geschäfte, mit Fenstern und – haltet euch fest – mit Waren, die mit Preisschildern versehen sind. Wahnsinn! Nach all dem Marktstress ist es ja schon fast schon angenehm, in einem Einkaufszentrum nach westlichem Stil herumzulaufen. Obwohl: Nö! Schnell raus hier. Ich bin einfach nicht der „Einkaufs-Typ“.

Im Park habe ich bei einer Foto-Ausstellung einen lispelnden Hippie-Franzosen getroffen. Er konnte kaum Englisch. Wir haben uns eine Stunde in einem wilden Ritt aus Französisch, Englisch und Gestik übers Reisen, Vegetarismus und Tierquälerei unterhalten – in einfachsten Sätzen. Das war irgendwie witzig, für uns beide.

Habe ich eigentlich schon was zum Essen in Marokko gesagt? Ein traditionelles Hauptgericht is die Tajine. Tajine bezeichnet eigentlich nur das Keramikgefäss, in dem Gemüse (Auberginen, Karotten, Gurken, Oliven), Fleisch (meist Hähnchen, Rind oder Lamm) und Soße brutzelnd serviert werden:

Als Beilagen gibt es meist Brot und manchmal Pommes. Weitere beliebte Hauptgerichte sind Kebap, CousCous, Schawarma, Pannini und Pizza. Die Qualität reicht von kleinen nicht vertrauenswürdigen Verkaufsständen in den engen Gassen der Medina, über die guten und günstigen Garküchen auf dem Marktplatz bis hin zu den mittelpreisigen Cafés und teuren Restaurants.

So, Altstadt und Neustadt habe ich nun gesehen. Was gibt’s sonst noch? Exkursionen. Von Marrakesch aus kann man an kleinen Abenteuer-Touren teilnehmen, z.B. eine mehrtägige Kamel-Tour durch die Wüste oder einen Ausflug in das Atlas-Gebirge. Letzteres nehme ich in Angriff.

In einem Cafe, das zum Hostel gehört, buche ich die Exkursion in das Ourika-Tal. Eine sehr herzliche Dame hat mich beraten. Sie ist anscheinend die gute Seele des Cafes, gibt auch Kochkurse für die Hostelbesucher. Wir haben nicht viel gesprochen, aber viel gelacht. Als ich ihr sage, dass es nachts im Hostel reichlich kalt ist, greift sie zum Hörer und ruft dort an. Mir ist es höchstpeinlich, sie lässt sich jedoch nicht davon abbringen und orderte eine weitere Bettdecke für mich. Das bestätigt jedoch meinen Eindruck: Die Marokkaner sind sehr freundliche Menschen, sofern man ihnen freundlich gegenübertritt.

Das bemerke ich heute auch auf der Medina. Die Händler sind weit weniger aggressiv, wenn ich als Tourist entspannt und freundlich agiere. Die Leute wollen mich ja auch nicht nerven. Die meisten sind freundlich gesinnt, nur eben energischer, offener und geschäftiger als ich es gewohnt bin. Ohne Hartz 4-Fangnetz und bei so großer Konkurrenz muss man das wohl sein.

Mein Eindruck von der Medina wendet sich. Das liegt auch daran, dass ich mich am 2. Tag deutlich besser orientieren kann und mich an den Trubel gewöhne. Der Trubel hat – besonders am Abend auf dem Marktplatz – etwas faszinierend Schönes.

Besonders angetan hat es mir der frisch gepresste Orangensaft. Ein Orangensaftverkäufer erkennt mich wieder als ich das zweite Mal an seinen Stand komme. „Un bon client!“ sagt er und schenkt mir ein halbes Glas gratis nach.

Die folgenden beiden Fotos haben mich übrigens 10€ gekostet. Na gut, ich hab noch ein Omelett und einen Tee dazu bekommen. Aber solch ein Terrassenplatz am Djemaa el Fna hat eben seinen Preis.

Im Hostel wird mir abends – wie von höchster Stelle angeordnet – die zusätzliche Bettdecke überreicht. In meinem Zimmer packen gerade zwei US-Amerikaner ihre Koffer. Merkwürdig. Mir ist nicht mal bewusst, dass sie die Koffer ausgepackt hatten bzw. dass sie die letzten zwei Tage in diesem Zimmer verbracht haben. Die Zweifel an meiner Senilität stellen sich als berechtigt heraus. Sie sind Schnellreisende, haben 1 Woche Zeit: 2 Tage Schottland, 1 Tag Marrakesch, 2 Tage Madrid. Sie sind in der letzten Nacht angekommen, waren am Tag Kamelreiten und Medina-Anschauen und reisen in dieser Nacht schon wieder ab. Ein quirliges, lustiges Geschwisterpaar. Nicht so verklemmt und oberflächlich wie die anderen im Hostel. So macht eine Unterhaltung Spaß. Schade, dass sie schon wieder abreisen. Solche Express-Reisen wären jedoch nix für mich.

Doch das ist nur ein kleiner Wermutstropfen, denn: Der Tag war einfach fantastisch!


2 Kommentare

Millerntorplatz · 14. Januar 2017 um 21:21

Moin,

Na toll .
Wussten garnich dat runde 2 schon eingeläutet is!!!!!
Werden natürlich aufmerksam deine berichte verfolgen!
Hoffentlich haste och bischen Musik mitgenommen!
Paar gute scheiben helfen immer auf solch grosser reise!
Mir fallen da spontan ein paar ein!( ok) 😃

So halte dich tapfer und passe auf!

!!!!!Quaal ruft!!!!!!

    rori · 16. Januar 2017 um 7:43

    Hat euch der zuständige Projektgruppenleiter nicht informiert? Und dabei wiederholt er doch so gern sein Mantra „Kommunikation & Dokumentation“ 😉

    Seid herzlich willkommen in Runde 2! An Musik hab ich gar nicht viel dabei. Casper’s Song „Auf und davon“ darf jedoch nicht fehlen 🙂

    Grüße nach Quaal!

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